Kürzlich fragte mich ein Kunde Folgendes: Wie präsentiere ich POSITIV die Inhalte eines ungeliebten Jobs in meinem Lebenslauf?

Dazu fiel ihm nämlich auch nach langem Suchen nichts Gutes ein. Er schämte sich regelrecht dafür, dass er so lange eine Funktion inne hatte, die nur wenig seinen Fähigkeiten entsprach, geschweige denn ihm Spaß machte.

Es ist für viele eine regelrechte Hürde, eine ungeliebte Position positiv vorzustellen und damit selbstbewusst im Bewerbungsprozess aufzutreten.

Frage Dich dazu Folgendes:

Hast Du dem Arbeitgeber in der ungeliebten Stelle wirklich keinen Nutzen gebracht?
Gar keinen? Es war gar nichts für ihn drin und er hat Dir trotzdem Dein Gehalt artig ausgezahlt?

Wenn ja, dann bist Du viel klüger und geschickter als Dein Arbeitgeber. 😉
Und wenigstens das ist eine gefragte Qualität mit einem großen Nutzen auf dem Markt.

Ok, Scherz beiseite.

Es kann Dir keiner abnehmen, Dich in Deine Vergangenheit zu vertiefen und nach Deinen Erfolgen und gemeisterten Herausforderungen zu suchen. Auch nach denen aus einem ungeliebten Job.

Die Learnings Deines ungeliebten Jobs

Also, pack es an und schildere dem potentiellen Arbeitgeber, was Du für ihn aus einer ungeliebten Position mitbringst. Ganz besonders die Learnings. Zum Beispiel, die Tatsache, dass Dir eine bestimmte Branche oder ein bestimmter Verantwortungsbereich überhaupt nicht liegt, sondern dass Deine Stärken woanders gelebt werden müssen. Schildere schlüssig, wie Dein potentieller Arbeitgeber heute davon profitieren kann, dass Du einen ungeliebten Job ausgeübt hast.

Vielleicht hast Du nur dank dieser Erfahrung viel aus Deinem letzten Burn- oder Bore-Out gelernt und kannst heute gesunde Grenzen für Dich und Deine Mitarbeiter setzen. Eine heutzutage immer mehr gefragte Qualität.

Vielleicht hat sich Deine Empathiefähigkeit stark entwickelt und Du hast bereits festgestellt, dass diese Haltung viel mehr Erfolg bringt als die übliche Härte und kompromisslose Zielgerichtheit der Führungskräfte.

Vielleicht steht für Dich nun der Mensch und nicht nur die Ziele des Unternehmens an vorderster Stelle. Es gibt genug Unternehmen, die genau nach solchen Geschäftsführern suchen.

Ein Kundenbeispiel

Ein Kunde von mir, eine geborene Führungskraft, hat sich zu lange in einer Position als führende Fachkraft erschöpft. Sein Talent war zu führen und weniger sich in technischen Details zu verlieren. Er kann gut die Metaposition bewahren, den Überblick behalten, Menschen motivieren, Richtung geben. Fachliche Führung war für ihn eine Bremse auf dem Weg als Stratege, Visionär und Coach.

Er kann Menschen befähigen, das beste aus sich selbst herauszuholen, er kann Beziehungen gesund gestalten und eine gute Arbeitsatmosphäre um sich herum kreieren. Und vor allem weiß er, wie er sich als Führungskraft entbehrlich macht, damit Mitarbeiter umso selbstständiger arbeiten und ihre Stärken verwirklichen können.

Seit er seine eigentliche Kraft als Führung erkannt hat, macht er keine Kompromisse mehr. Seine Bewerbung wurde klar auf eine reine Führungsposition ausgerichtet. So hat er bestimmte fachliche Verantwortungsbereiche, in denen er sich sehr gut auskennt, die ihm aber nie wirklich Spaß machten, schlichtweg aus seinem Lebenslauf gestrichen!

Zu solchem Weglassen bestimmter Kenntnisse gehört allerdings Mut.

Somit hat er seine Chancen vergrößert, das Richtige zu finden, anstatt sich wieder in eine ähnliche unbefriedigende Position zu manövrieren.

Er wollte sein Talent, seine wahre Kompetenz als Führungskraft ausleben, ohne dabei zu viel seiner Energie auf Fachliches aufzuwenden. Nur eine Stelle mit einem Verhältnis von maximal ca. 80 Prozent Führung zu ca. 20 Prozent Fachkraft kam für ihn in Frage. Dies schilderte er direkt in seiner Bewerbung und in seinen Vorstellungsgesprächen.

Die richtige Führungsposition ließ nicht lange auf sich warten. Heute verwirklicht er sich in der Position, die seiner wert ist. Mitarbeiter spüren das, vertrauen ihm und nehmen seine Führung ernst.

Erst wenn Du klar, ohne Umschweifen und ständige Kompromisse ein starkes inneres Commitment, ja Versprechen abgibst, wird es machtvoll. Wenn Du dem, was Du Dir wirklich wünschst, treu bleibst, dann erst und nur dann arrangiert sich die Welt um Dein Commitment herum. 

Fazit: Darum ist ein ungeliebter Job so wertvoll für Dich und Deine Zukunft

Viele denken, sie müssen sich bloß dem Bild anpassen, das von ihnen erwartet wird, weil es der Arbeitsmarkt so verlangt, weil es wohl anders nicht geht.

Dem ist nicht so. Du musst Dich nicht verbiegen, um bloß zu gefallen. Wenn Du Dein Talent und Vorliebe erkannt hast, bist Du genau dort am Erfolgreichsten. Es gehört somit zu Deiner Pflicht, genau dort Menschen zu dienen, worin Du am Besten bist. Das nenne ich Commitment.

Ein ungeliebter Job kann Dir dabei helfen, herauszufinden was Du willst und was Du nicht willst, was Deine Vorlieben und Bedürfnisse sind. Er kann wertvoll für Dich und Deine Zukunft sein. So findest Du am Ende den Job, der tatsächlich zu Dir passt und den Du gerne machst.

Um es mit den Worten von Steve Jobs auszudrücken:

Job

Ob Du gerade dabei bist, Deinen Führungsstil weiter zu entwickeln oder nach einer Führungsposition strebst, möchte ich Dir das Buch von Sebastian Purps-Pardigol mit Vorwort vom Gehirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther Führen mit Hirn ans Herz legen.

Erlaube Dir Deinen Weg zu gehen, nur Deinen wahren Talenten, Deinem Kern zu folgen. Vor allem als Führungskraft: Deine Aufgabe ist nicht zu gefallen, sondern bestmöglich zu dienen.

Foto: Björn Reibert