Immer wieder betone ich, dass im Alltag eines vielbeschäftigten Managers die Zeit für Meditation und die bewusste Hinwendung zu sich selbst einen festen Platz haben sollte – wenn nachhaltiger Erfolg und die Bewahrung emotionaler Lebensqualität das Ziel sind.
Vor kurzem stieß ich auf einen bemerkenswerten Dialog zweier großer Vordenker: Geshe Michael Roach, buddhistischer Mönch und einer der gefragtesten Unternehmensberater weltweit, sowie Dr. Ichak Adizes, renommierter Wissenschaftler und einer der bekanntesten Management-Experten unserer Zeit.
Eine Passage aus ihrem Austausch hat mich besonders bewegt, da sie meine Überzeugung bekräftigt: Meditation ist für Unternehmer und Führungskräfte kein „nice to have“, sondern eine entscheidende Grundlage für Erfolg.
Michael Roach fragte Dr. Adizes, wie er seinen Klienten – meist Managern – helfe, Karriere und Familie in Einklang zu bringen. Die Antwort war aufrüttelnd.
Dr. Adizes schilderte, dass viele Führungskräfte ihre Prioritäten in folgender Reihenfolge setzen:
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Zuerst die Arbeit,
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dann, falls noch Zeit bleibt, die Familie,
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und zuletzt – wenn überhaupt – die Zeit für sich selbst.
Für ihn ist dies eine vollkommen verkehrte Welt.
Anhand eines Beispiels erläuterte er seine Sichtweise: Zu Beginn seiner Zusammenarbeit hatte einer seiner Klienten kaum noch Rücklagen und stand kurz vor der Scheidung. Heute zählt dieser Mann zu den 500 reichsten Menschen der Welt. Was den entscheidenden Wendepunkt markierte, war nicht ein neues Geschäftsmodell, sondern ein radikal anderes Zeitmanagement.
Dr. Adizes machte ihm unmissverständlich klar:
„Wenn Sie Ihre Zeit nicht managen können, können Sie gar nichts managen.“
Ein Zitat, das ursprünglich auf Peter Drucker zurückgeht.
Der Unternehmer musste lernen, seine Prioritäten umzudrehen: Zuerst die Zeit für sich selbst – insbesondere für Meditation. Erst darauf aufbauend: Familie. Und erst dann: Arbeit.
Meditation sei, so Adizes, der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg. Sein Rat an den Klienten war einfach und zugleich kraftvoll: Beginnen Sie mit einer halben Stunde Meditation pro Tag. Sie werden davon nicht sterben – aber Sie könnten Ihr Leben zurückgewinnen.
Darüber hinaus riet er, regelmäßige „Termine mit sich selbst“ im Kalender einzuplanen – Spaziergänge in der Natur, Wochenenden allein am See oder im Wald, feste Zeiten der Stille. Ebenso empfahl er, Familienzeit verbindlich vorzumerken: gemeinsame Abendessen, Wochenenden mit der Familie, aber auch exklusive Tage nur mit einem Kind oder nur mit der Ehefrau.
Diese Struktur wurde zur Basis einer tiefgreifenden Veränderung.
Meditation als Bestandteil der Arbeitszeit
Auch aus meiner eigenen Erfahrung kann ich dies nur bestätigen. Die Achtsamkeitspraxis – insbesondere Vipassana – hat mein Leben grundlegend verwandelt. Für mich als Coach und Unternehmerin ist Meditation keine Freizeitbeschäftigung, sondern Teil meiner Arbeitszeit. Sie ist ebenso wertvoll wie Kundengespräche, Vorträge oder Weiterbildung – und sie wird entsprechend behandelt.
Immer dann, wenn ich versucht habe, bei meiner täglichen Meditationszeit Abstriche zu machen, sank meine Lebensqualität spürbar. Meine Konzentration nahm ab, meine Entscheidungen wurden weniger klar, und ich ließ mich auf Kontakte ein, die mir in einem Zustand innerer Klarheit niemals nahelagen.
Viele meiner Klienten berichten von ähnlichen Erfahrungen: Sie fühlen sich ausgeglichener, friedvoller und gelassener. Aus diesem inneren Zustand heraus treffen sie bessere Entscheidungen, führen souveräner und gestalten ein erfüllteres Privat- wie Berufsleben.
Geistiges Training – unverzichtbar für Führungskräfte
Meditation ist für den Geist, was Sport für den Körper ist. Wer aufhört zu trainieren, verliert an Kraft und Klarheit. Der Geist ist wie ein Muskel – er lässt sich nur durch Meditation schulen, Zusammenhänge tiefer zu erfassen und im Alltag präsent und konzentriert zu bleiben.
Warum also pflegen wir täglich unseren Körper, doch vernachlässigen die Pflege unseres Geistes? Warum akzeptieren wir Joggen oder Fitnessstudio als selbstverständlich, betrachten aber Meditation noch immer als Luxus?
Im Osten ist dies anders. In Thailand beispielsweise gehört Achtsamkeitsmeditation fest zum Schulalltag. Kinder lernen, sich selbst zu regulieren, sind konzentrierter, friedlicher – und entwickeln von klein auf jene innere Stärke, die uns im Westen so oft fehlt.
Längst wissen wir: Krankheiten entstehen im Geist, der Körper folgt nur.
Ein Plädoyer für die tägliche „geistige Dusche“
Ich wünsche mir, dass diese Erkenntnisse auch hier im Westen selbstverständlich werden. So wie wir täglich unseren Körper reinigen, sollten wir auch unserem Geist eine „tägliche Dusche“ gönnen. Denn erst mit einem klaren, ausgerichteten Geist sind Sie als Führungskraft in der Lage, Großes zu vollbringen.
Quelle: Dialog zwischen Geshe Michael Roach und Dr. Ichak Adizes.
Dank für das Foto an Jan Deppisch.
Vielen Dank für diesen Denkanstoß! Man merkt es selber, doch erkennt man es nicht: Man ist von einer Sache begeistert und hängt sich richtig rein. Am Anfang läuft noch alles gut, doch mit der Zeit steht man an und kommt nicht mehr weiter. Es hilft kein logisches Denken oder „Gedankengewalt“ mehr – nur Rückzug und Meditation bringen Klarheit. Ich bin begeistert von der Kombination von Spiritualität und Business – das ist die Zukunft!
Alles Liebe,
Tanja
Danke Tanja, Deine Satz „Spiritualität und Business – das ist die Zukunft“ könnte ein klasse Slogan der Zukunft sein! 😉