Da ist etwas im Raum wie stickige Luft, aber Du lächelst und tust Dein bestes, trotzdem höflich zu bleiben.
Es liegt Dir viel daran, diese eine bestimmte Beziehung zu einem Kollegen oder Vorgesetzten fern von Konflikten zu halten und bloß über dem zu stehen, was Dich ärgert. Du willst schließlich stark und ausgeglichen wirken und Dir nicht die Blöße geben, dass Du eigentlich verletzt bist.
Innerlich urteilst Du aber über die Person und das kostet Dich Lebensenergie und Aufmerksamkeitsfehler. Deine Motivation schwindet. Aber Du hältst Dich über Wasser. Irgendwie klappt es. Man muss es nur nicht zu ernst nehmen und schon gar nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen!
Konflikte meiden und verdrängen ist auch ein Weg. Allerdings hat er einen hohen Preis.
In diesem Moment stehen wir einfach nicht zu unseren Gefühlen. Wir verurteilen sie. Sie dürfen nicht sein.
Ein ungelöster Konflikt raubt Dir täglich Kraft, die woanders fehlt.
Es stellt sich die Frage, was Dich mehr Kraft kostet, das Lösen oder das Verdrängen des Konflikts?
Hinter der Angst vor Konflikt ist oft die Angst zu versagen, sich klein zu fühlen und nicht verstanden zu werden… Das sind alte, angesammelte Gefühle in uns, die nun durch einen aktuellen Konflikt hochgeholt wurden.
Und ein Konflikt ist Deine Chance diese jetzt zu heilen und loszulassen!
Konflikt als Chance – echt jetzt?
Könnte es sein, dass das, was mir außen passiert mit meinem Innenleben zusammen hängt? Mit meinen bisher nicht angeschauten bejahend gefühlten Gefühlen?
Wir können fündig werden und zwar nicht in der Auseinandersetzung, sondern zunächst, indem wir nach innen gehen.
Für die meisten bedeutet das Austragen eines Konflikts eine Gefahr, einen Bruch in der Beziehung, ob mit Kollegen, dem Chef oder Liebespartner. Dabei kann ein Konflikt die Abkürzung zu Selbstkenntnis sein sowie die Chance für eine tiefe Heilung, Wachstum, ja Verbindung mit Dir selbst und folglich anderen.
Warum?
Weil das, was in uns ausgelöst wird, schon vorher da war, sonst käme es erst gar nicht an die Oberfläche.
Der andere hat zwar diese Gefühle mit seinem Verhalten ausgelöst, aber nicht verursacht. Er ist nicht verantwortlich oder schuldig, auch wenn es zunächst so vorkommt. Meistens unabsichtlich.
Du gewinnst unbeschreiblich viel Kraft und Frieden, wenn Du die Verantwortung für Deine Reaktionen zu Dir nimmst und den anderen entschuldigst, also von der Schuld befreist.
Ich lade Dich dazu ein, etwas Neues auszuprobieren, nämlich Dir zu erlauben, das Thema Konflikt als Geschenk anzusehen.
Deine Abkürzung zur Selbstkenntnis
Nur wenigen gelingt es aus der Meta-Ebene heraus zu leben und die menschliche Seele und ihre Schwächen von Grund auf zu verstehen. Die meisten von uns sind kein Buddha und keine Mutter Theresa. Noch nicht jedenfalls. Nicht jeder kann unachtsame Worte oder Handeln gleich verzeihen und empfindet keine negative Emotionen deswegen.
Aber genau diese machen uns in einem Konflikt zu schaffen und stehen einer produktiven Auseinandersetzung im Wege. Vor allem, weil wir nicht hinschauen wollen, diese Gefühle nicht fühlen wollen.
Seit unserer Kindheit haben wir gelernt, dass das, was wir fühlen, “falsch” ist. So absurd es klingen mag. Wir haben konsequent gelernt, uns von unseren natürlichen Impulsen zu trennen und den gesellschaftlichen Regeln oder Wünschen der Eltern zu entsprechen. Als Erwachsene stehen wir dann oft wie neben uns und sind nicht wirklich zu Hause. Wir wissen nicht, was unsere Bedürfnisse und Wünsche eigentlich sind. Wir können unsere Grenzen nicht setzen und trauen uns nicht, nein zu sagen.
Die Angst vor Ablehnung ist groß.
Unsere Gefühle wieder fühlen und annehmen lernen ist die Abkürzung zu mehr Selbstkenntnis und Frieden in uns und mit anderen. Es ist der Weg zurück zu unserer Lebendigkeit.
In einem Konfliktgespräch sind wir besser dran, wenn wir unseren Gefühlen nicht ausgeliefert sind und einen klaren Kopf haben. Denn wer verärgert ist, büßt an Intelligenz ein. So oder ähnlich hat es Albert Einstein auch gesagt.
Es ist ein besonders mutiger Weg, den ich in meiner Praxis (als Selbstwert & Karriere Coach und Psychotherapeutin HP) seit 2010 als den bewährtesten Weg ansehe.
Und es macht sogar Spaß, die Lebendigkeit der Gefühle zu spüren, wenn alles einfach da sein darf.
Denn Gefühle und Gedanken können Dir nichts antun.
Es sei denn, Du steigerst Dich rein, nährst sie oder wehrst Dich gegen sie. Aber sobald Du sie umarmst, ist kein Schmerz mehr da.
Jedes Gefühl hat gute Gründe und das uneingeschränkte Recht, da zu sein. Bewertungsfrei.
Es ist ein wohlwollendes Willkommen an das, was da ist und zwar in jeder Intensität. Du musst dabei nichts tun und machen, sondern geschehen lassen und Dir selbst zugewandt sein.
Wenn Du Ärger spürst, dann spürst Du Ärger und es darf sein, wenn es der Widerstand gegen denselben Ärger ist, dann spürst Du diesen auch und dieser darf auch sein. Gib ihnen Deine radikale Erlaubnis. Diese Vorgehensweise ist wie ein Wiederaufbau der Beziehung mit Deinen Gefühlen, mit Dir selbst.
Gefühle finden ihren Widerhall im Körper. Da kann entsprechend z.B. das Zusammenziehen des Bauchs sein, ein Knoten im Hals, Spannungen im Rücken, Hitze oder Kälte. Es ist ein Geschenk auch diese wahrzunehmen und anzunehmen. Vieles kann sich dadurch lösen.
Ich habe unzählige Male bei mir selbst und in meiner Arbeit erlebt, wie wirklich angenommene Gefühle sich verändern und verschwinden können. Teilweise innerhalb von Sekunden!
Dabei sollte das Annehmen nicht dazu benutzt werden, das Gefühl danach hoffentlich los zu bekommen (auch dieses Weghaben-Wollen darf angenommen werden), sondern die aufrichtige Erlaubnis zu sein. Für immer.
Erst dann passiert etwas.
Es ist eine Befreiung von dem Ballast der angesammelten Emotionen und ein starkes Ja zu Dir selbst. Das stärkt Dein Selbstbewusstsein und macht Dich gelassener.
Du würdest für Deine eigenen Kinder – komme was wolle – da sein, sie akzeptieren und beschützen wollen. Betrachte also auch Deine Gefühle als Deine Schützlinge, die Du liebevoll annimmst. Egal was sie sind und anstellen.
Führe eine liebevolle Beziehung mit ihnen. Sei für sie da.
Echte Freundschaft dank Konflikt
Wenn Du in Kontakt mit Deinen Gefühlen trittst, bist Du auch in Kontakt mit anderen, das schafft Tiefe und Verbundenheit, die wir uns unbewusst sehnlichst wünschen. Paradoxerweise vor allem mit den Menschen, die uns am meisten ärgern.
Es kann sogar sein, dass sich eine Auseinandersetzung erübrigt, wenn Du die Herangehensweise oben immer wieder ausprobierst.
Und wenn eine Klärung ansteht, kann ein Überprüfen Deiner inneren Haltung hilfreich sein:
Richtest Du Dich auf Verbundenheit mit dem anderen oder gegen den anderen aus?
Wie willst Du Dich idealerweise nach dem Gespräch fühlen?
In einer Auseinandersetzung ist es hilfreich, Wünsche statt Forderungen zu formulieren. Das kann der andere besser annehmen. Wenn Du dabei auch Deinen Beitrag zur Situation benennst, baut der andere keine Mauern auf.
Was ist es, was Du Dir sehnlichst wünschst?
Wie kann mehr Verbundenheit entstehen?
Allein schon das Stellen dieser Fragen, bringt Dir einen neuen Fokus.
Und klar, manche Situationen können nur durch einen Schlussstrich gelöst werden, wenn es z.B. um Machtmissbrauch geht.
Ich selbst musste in meinem Leben von bestimmten Menschen endgültig Abschied nehmen. Das hat mich zwar nicht mit dem anderen, aber dafür mit mir selbst umso stärker verbunden: Ich kann auf mich selbst zählen, dass ich meine Grenzen gut setzen und beschützen kann, dass ich mich achte und auf mein Wohlergehen achte, dass ich gewisse Menschen nie mehr in meine Nähe lassen werde, weil sie diese nicht verdienen.
Auch Dein Selbstwert wird jedes Mal gestärkt, wenn Du Dir ein klares NEIN zu den Menschen erlaubst, die Dir nicht gut tun.
Das ist die Chance, Dein eigener bester treuer Freund zu werden 😉
Fazit
Konflikte geschehen meistens unbeabsichtigt und aufgrund von Missverständnissen. Dabei liegt der Wunsch nach Verbundenheit mit anderen in unserer Natur.
Das Ja zu Deinen Gefühlen ist ein Ja zu Dir selbst.
Die Erlaubnis, alle in Dir ausgelösten Gefühle bejahend zuzulassen und liebevoll anzunehmen, löst diese und führt zu mehr Verbundenheit mit Dir selbst und mit Deiner Umwelt.
So ist eine konstruktivere Klärung möglich.
Allerdings, wenn Dich trotz aller Versuche, das Verhalten des anderen wiederholt tief verletzt, kann es nur gesund sein, Grenzen zu setzen und Stopp zu sagen. Endgültig.
Wenn merkst, dass Du nicht weiter kommst, gerne unterstütze ich Dich dabei professionell, Dinge schneller zu verarbeiten und loszulassen. Du bist willkommen hier Dein Erstgespräch mit mir zu vereinbaren.
Meine Erstgespräche sind dafür bekannt, dass sie von erster Minute an sehr intensiv ablaufen und Dir bereits in kurzer Zeit mehr Klarheit, innere Aufgeräumtheit und neue Ausrichtung bringen. Du erhältst meine ganze professionelle Unterstützung und Feedback.
Dieser Artikel ist mein Beitrag zu der Blogparade von Christina Wenz „Konflikte als Chance“. Ich bedanke mich herzlich für diese Einladung.
Meine Inspirationsquellen für diesen Artikel sowie meine Lehrer:
Vipassana Meditation
Institut Bewusster Leben und Lieben
Peter Levine: „Wie unser Körper Trauma verarbeitet“
Mike Hellwig: „Radikale Erlaubnis“
Liebe Valentina,
ich stimme dir voll und ganz zu. Konflikte ermöglichen viel mehr als wir gerne erwarten…. Sie sind eine Möglichkeit zu echten Beziehungen, vor allem aber eine tiefen Begegnung mit sich selbst. Toll beschrieben.
Vielen Dank, Stefanie
Liebe Stefanie,
ich danke Dir herzlich!
Valentina
Liebe Valentina, ich danke Dir von Herzen für diesen fantastischen und wohltuenden Beitrag zur Blogparade! Ein Satz gefällt mir besonders gut nämlich „Dabei sollte das Annehmen nicht dazu benutzt werden, das Gefühl danach hoffentlich los zu bekommen (auch dieses Weghaben-Wollen darf angenommen werden), sondern die aufrichtige Erlaubnis zu sein. Für immer.“ Er hat bei mir ein richtiges Aha-Erlebnis ausgelöst. Bisher habe ich immer nur gehört, dass die „unangenehmen“ Gefühle verschwinden, wenn wir sie nur annehmen, aber ich glaube Du hast recht: Der richtige Weg ist es, Ihnen zu erlauben für immer da zu sein . Du hast einfach eine wunderbare Art zu schreiben! Nochmals herzlichen Dank und liebe Grüße, Christina Wenz
Vielen Dank liebe Christina, es freut mich sehr, wenn ich mit meiner Arbeit Menschen erreichen und inspirieren darf! Denn das ist der Sinn der ganzen Sache 🙂
Herzlich
Valentina
Sehr interessanter Beitrag.
„Das Ja zu Deinen Gefühlen ist ein Ja zu Dir selbst.“ Diese Aussage gefällt mir am besten und kann ich aus meiner bisherigen Lebenserfahrung auch nur bestätigen. Gefühle liebevoll annehmen, behandend zulassen. Oh ja.
Hier kann Meditation als alltägliche Lebenspraxis dem Weg ebnen. Zusätzlich muss ich beim Thema „Konflikte“ auch immer wieder an Friedeman Schulz von Thun’s „Miteinander reden“ denken. Ein schönes Grundlagenwerk der Kommunikation.
Danke für den Beitrag.
Lieben Gruß, Michel
Danke Michel,
vielen Dank für Dein Feedback und Tipps!
Dieser Beitrag liegt mir besonders am Herzen, weil ich selbst in der Vergangenheit viel darunter gelitten als ich meine Gefühle nicht ernst nahm. Seit ich meine Grenzen setze und mich zeige, haben sich auch einige eher belastende Beziehungen wie in Luft aufgelöst. Das ist nicht nur befreiend, sondern sogar bereichernd! 🙂 Es macht Platz für neues!
Neue wunderbare Menschen kamen in mein Leben und vorhandene Beziehungen haben sich vertieft und an Qualität gewonnen!
Meditation war sicherlich auch eine große Hilfestellung. Seit ca. 5 jahren praktiziere ich die Vipassana-Meditation.
Und Du? Welche Art von Meditation tut Dir gut?
Herzlich
Valentina
Hmmm… Vipassana praktiziere ich selbst täglich. Vor einigen Wochen habe ich mal die „dynamische Meditation“ ausprobiert. Crazy, crazy… aber tat irgendwie auch gut… danach… wenn du mal die Möglichkeit hast, probiere es gerne aus. Ist eine „interessante“ Erfahrung. 😉
Hi Michel,
danke für Dein Input. Die dynamische war etwas, womit es damals im Jahre 2008 mit der Entdeckung der vielen Meditationen überhaupt begann. Heute gibt mir Vipassana so viel, dass ich die unzähligen anderen Techniken und Methoden einfach nicht mehr brauche. Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass weniger aber dafür tiefer besser für die Entwicklung meines Geistes ist. Herzlichst. Valentina.
Hi Valentina,
ja, so geht es mir auch. Vipassana gibt mir alles, was ich „brauche“. Ich probiere hier und da gerne noch die ein oder andere Variante aus. Da ist es jedoch eher meine Neugier. Doch wenn andere Leute mich fragen, welche Form der Meditation ich empfehlen würde, so steht Vipassana an erster Stelle.
Du bringst es wirklich auf den Punkt: Weniger, aber dafür tiefer.
Danke für deine Antwort.
Gruß, Michel
Klasse Artikel. ?
Er macht Mut, den viele Menschen verloren haben. Oft reagieren Menschen auf Konflikte mit Flucht oder Rückzug, mit einem Augen-zu-und-durch. Sinnvoller wäre aber ein Augen-AUF-und-durch. Aber das bekommen viele nicht gelernt. Wir müssen ja alle funktionieren und Konflikte sind immer nur negativ in der gesellschaftlichen Wahrnehmung behaftet. Dabei geht uns der Respekt und die Achtung der Würde des anderen verloren. Es mündet in einem entweder oder, im „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“ Für den Mittelweg fehlt viele Mut, Kraft und Phantasie für Neues, gar Unbekanntes.
Dazu kommt die „german angst“. Immer auf der Suche nach der perfekten Harmonie rennen die Menschen von einem zum nächsten und warten, des etwas ihr Leben verbessert. Das nur sie selbst es sind, die es ändern können, kommt wenigen in den Sinn. Und: Viele wissen, was sie nicht wollen, was sie nicht können und nicht dürfen. Es herrscht das Auschlussprinzip statt dem Erschlussprinzip. Bei Millarden von Möglichkeiten im Leben kann das nur ein Leben lang dauern, bis man seine Perfektion gefunden hat.
Danke Andreas,
Du bringst es super auf den Punkt. Das ist auch ein wenig Schmerz und Wut darüber in Deinen Worten spürbar.
Herzlich
Valentina
Liebe Valentina,
was für ein kluger und gleichzeitig pragmatischer Artikel – ganz herzlichen Dank dafür!
Blogge so weiter – und Du wirst damit Deine Zeile erreichen. Einfach weil Du vielen damit ganz praktisch hilfst.
Echt Klasse!
Ganz herzliche Grüße
Klaus Sekuly
Danke Klaus für Dein tolles Feedback. Es ist einfach nur beflügend, wenn ich feststellen darf, dass meine Arbeit Menschen bewegt.
Herzlich
Valentina
In der praktischen Psychologie gibt es einen tollen Satz, der besonders auch zu Konflikten passt:
Jeder tut das, was er selbst für richtig hält.
Wenn wir diesen Satz verinnerlichen, können wir viel besser mit dem Verhalten anderer umgehen und Konflikten umgehen.
Vielen Dank für den Beitrag und die Impulse, die ich daraus mitnehme.
BG
Jörg