Jeder kennt das Problem unentscheidbare Entscheidungen treffen zu müssen. Da gibt es eine Wahlmöglichkeit zwischen mehreren qualifizierten Bewerbern für eine Schlüsselposition und am Ende kann nur einer bleiben. Da gibt es ein Ja oder ein Nein zur Investition für ein großes Projekt. Da musst Du als Führungskraft eine unbequeme Maßnahme durchsetzen oder doch sein lassen.
Im Alltag einer (auch angehenden) Führungskraft, gibt es unweigerlich die so genannten unentscheidbaren Entscheidungen.
Unentscheidbar, weil niemand sagen kann, welche Entscheidung am Ende besser gewesen wäre. Weil immer noch viele „Ja, aber…“ im Raum sind und immer bleiben werden.
Wenn die Führungskraft auf das Ende von „Ja, aber…“ wartet, kann Umsetzung nie stattfinden.
Entscheidungen treffen zu können ist eine Kompetenz einer Führungskraft
Die Dienstleistung und Kompetenz einer Führungskraft besteht u. a. darin, unentscheidbare Entscheidungen zu treffen und den Zweifel als ein dazugehöriges Phänomen eines Entscheidungsprozesses anzunehmen.
Diese Haltung bedeutet, Achtsamkeit zu gewinnen statt auf Kontrollierbarkeit hoffen.
Es muss entschieden werden, auch wenn noch Zweifel da sind, auch wenn Angst das Falsche zu tun und Risiken einzugehen spürbar sind. Es ist die Aufgabe einer Führungskraft die Angst und Verantwortung auf sich zu nehmen und als erste den Mut zur Entscheidung finden.
Für viele Leader geht es um die Entwicklung dieser Kompetenz, von einem festen Standpunkt aus Entscheidungen zu treffen und dabei die unterschiedlichen weiteren Möglichkeiten zu kennen, indem man im schnellen Wechsel all dies aus verschiedenen Perspektiven betrachtet – im Wissen, dass wir nicht darüber verfügen, ob sich das Entschiedene realisieren lässt, ob die Entscheidungen wirklich das gewünschte Ergebnis herbeiführen und ob das erwünschte Ergebnis, selbst wenn wir es erreichen, dann auch immer noch ein erwünschtes Ergebnis ist.
Und können wir mit der Weisheit des Rückblicks, nachträglich, bestimmen, ob wir von den vielen Möglichkeiten die passende herausgegriffen haben? Selbst dies geht nicht – schließlich haben wir vielleicht eine relevante, bessere Möglichkeit, übersehen, und leider können wir unser Leben nicht zweimal leben.
Es geht also um die Aufgabe, dass ein Unternehmen immer wieder Komplexität in einer leistbaren Form, als Trainingsgelegenheit für sich selbst, schafft.
Leistbar bedeutet, dass die Vielzahl der Möglichkeiten und Entscheidungsvarianten nicht zu einem ständigen Dauerzweifel, zu einem Nicht-mehr-handeln-können, führen.
Die Kompetenz besteht darin, einerseits nicht zu stark nach der völligen Klarheit suchen und andererseits der Versuchung zu widerstehen, ständig mit möglichst vielen Möglichkeiten in Verbindung bleiben zu wollen und dadurch konkrete Fälle gar nicht zu entscheiden. Stattdessen geht es darum, immer wieder über ein Handeln eine neue Realität erzeugen, die wieder Neues ermöglicht. Diese neue Realität ermöglicht auch neue Entscheidungen.
In der Sprache der Schachspiele heißt dies: Man kann nur den nächsten Zug passend machen. Und Pokerspieler sagen dazu: Schau achtsam auf die nächste Entscheidung und nicht auf das Ergebnis am Ende des Tages.
Werte als Entscheidungsparameter
Woher nehmen nun Führungskräfte ihre Umsetzung- und Wirkungskraft, wenn diese nicht aus der Sicherheit richtiger Entscheidungen kommen kann?
Die eigenen Werte sind sicherlich ein solcher Parameter und ein Teil des festen Stands, von dem aus Führungskräfte die unentscheidbaren Fragen beantworten. Die Werte zeigen sich in den Entscheidungen direkt oder indirekt und werden so lebendig.
Es ist daher unabdingbar, dass eine Führungskraft der eigenen wichtigsten Werte bewusst ist und diese mit den Werten des Unternehmens übereinstimmen. Denn somit verstärken sie sich gegenseitig und geben den Mitarbeitern Halt und Orientierung.
Wie Elisabeth Ferrari in ihrem Buch „Führung im Raum der Werte“ passend zum Ausdruck bringt: „Werte sind wie die Kettfäden, die den Teppich der Entscheidungen zusammenhalten.“.