Für die meisten bedeuten Konflikte und Streitigkeiten, ob geschäftlich oder privat, etwas Negatives. Etwas, was am besten gar nicht passieren darf. Wir befürchten eine Verschlechterung der Beziehung, mögliche Trennung oder noch mehr Missverständnisse.
Nur wenige können sich vorstellen, dass Konflikte Menschen tiefer verbinden können und zu mehr Qualität in einer Beziehung beitragen.
Wie kann ich Konflikte lösen und eine tiefere Verbindung schaffen?
Nichts geht über die wertvolle Verbindung zu Dir selbst, bevor Du Dich auf ein klärendes Gespräch oder eine Auseinandersetzung einlässt. Diese findet in 6 einfachen Schritten statt, die aus der Gewaltfreien Kommunikation kommen.
Es braucht ein paar Minuten Deiner Zeit, in denen du allein und ungestört bist und Mitgefühl für Dich selbst. Nur dann bist Du in der Lage, die Situation anders zu sehen und womöglich Verständnis für die andere Seite zu entwickeln.
Am Besten legst Du zu Beginn 6 Zettel mit folgenden Bezeichnungen auf den Boden und bewegst Dich in der folgenden Reihenfolge von Zettel zu Zettel (die Zettel sind dabei eine Hilfestellung):
Angenommen, Dein Kollege hört Dir nie zu, ist auf einer anderen Wellenlänge als Du, sein Arbeitsrhythmus passt überhaupt nicht zu Deinem. Du bist nur noch genervt und manchmal willst Du ihm einen Ordner an den Kopf knallen. Immer wieder kommt es zu unausgesprochenen Spannungen. Die Missverständnisse häufen sich.
1. Urteilen und Bewerten
Sobald Du auf diesem Zettel stehst, darfst Du Deinem Ärger Raum geben und alle Deine Urteile und Bewertungen über die Person und die Situation laut nennen. Schimpfen, was das Zeug hält, ist erlaubt. Und wenn Du fertig bist, dann gehst Du zum nächsten Schritt 😉
2. Beobachten
Hier wirst Du sachlich und schaust aus einer Metaebene auf die Situation, wie ein Fremder, der überhaupt nicht involviert ist. Hier sollten keine Urteile oder Bewertungen mehr fallen. Wenn es doch passiert, dass kehre bitte zurück auf den Zettel Urteilen und Bewerten und tue es zunächst dort. Auf der Beobachterebene wirst Du die ganze Situation womöglich mit nur einem Satz zusammenfassen, wie in etwa: Da sitzen zwei Menschen im Büro, sprechen sich nur kurz 2x am Tag und schauen sich nicht in die Augen.
3. Fühlen
Hier geht es um Deine Gefühle über die Situation. Sei ganz ehrlich mit Dir selbst. Auch hier geht es nicht um Bewertungen oder Erklärung, warum es so ist. Es geht nur um das Beschreiben der Gefühle, die gerade da sind. Mehr nicht. Anstatt „Ich bin wütend“ etc. sage zu Dir: „Da ist Wut, Angst, Trauer, Anspannung und Resignation”. Das verschafft Dir mehr Distanz und macht die Identifizierung mit den Gefühlen kleiner.
4. Bedürfnisse benennen
So gut wie jedes negative Gefühl hat seinen Ursprung in einem unerfüllten Bedürfnis. Finde heraus, welches es bei Dir ist. Vielleicht brauchst Du gerade mehr Verständnis oder es ist Dein Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung, Austausch und Harmonie, Halt und Sicherheit. Auch hier, wenn Du merkst, dass Du eigentlich über Gefühle oder Urteile sprichst, dann wechsele zum entsprechenden Zettel und komme erst zu den Bedürfnissen zurück, wenn Du auch nur über diese sprichst.
5. Schönheit der Bedürfnisse
Wie kannst Du Dir Deine Bedürfnisse erfüllen? Es gibt so gut wie kein Bedürfnis, das wir uns nicht selbst erfüllen können. Dem Gehirn ist es nämlich egal, ob das Bedürfnis tatsächlich oder nur in der Fantasie erfüllt wird. Du hast Deine Bedürfnisse im Schritt 4 aufgezählt. Nun geh gedanklich zu einer Situation in Deinem Leben, wo alle diese Bedürfnisse erfüllt waren. Es war alles gut. Vielleicht war es ein schönes Gespräch mit Deiner Oma, die Dich verstanden und gesehen hat oder ein Spaziergang an einem See, der Dich so erfüllt hat, dass Du in dem Moment einfach glücklich warst und keine Bedürfnisse hattest, weil alles da war. Begib Dich so tief Du kannst in diese Situationen und bade in dieser Erfüllung. Lass es Dir so richtig gut gehen.
6. Bitte/Idee äußern und Konflikte lösen
Nun wende Dich gedanklich aus dem Gefühl der Erfüllung heraus an die Person, mit der du den Konflikt hast, und äußere ganz spontan eine Bitte oder Idee. Nicht nachdenken! An dieser Stelle können unerwartete kleine Versöhnungs-Wunder passieren. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, entsteht z.B. ein von Herzen kommender Vorschlag einen Kaffee zusammen trinken zu gehen. Ein solcher Vorschlag war vor diesen Schritten unvorstellbar.
Wichtig ist, dass Du eine Bitte nicht mit einer Forderung verwechselst. Wenn wir eine Bitte aussprechen, können wir mit einem Nein der anderen Person sehr gut umgehen. Fällt es Dir schwer, ein Nein zu akzeptieren, dann war es keine Bitte, sondern eine Forderung.
Dieses Entzerren und beim Namen nennen, hilft dem Ganzen eine Struktur zu geben, anstatt sich in einer Art undurchsichtigem Gefühlsbrei zu verlieren.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und Mitgefühl, wenn du die nächsten Male Konflikte lösen wirst!
Wann und wie konntest Du denn das letzte Mal Konflikte gut lösen? Berichte uns! Es wird allen zugute kommen! 🙂
PS: Wenn Du Dir professionelle Begleitung wünschst, bist willkommen mehr über meine Arbeitsweise zu erfahren und Dein Erstgespräch mit mir zu vereinbaren.
Meine Erstgespräche sind dafür bekannt, dass sie von erster Minute an sehr intensiv ablaufen und Dir bereits in kurzer Zeit mehr Klarheit, innere Aufgeräumtheit und neue Ausrichtung bringen. Du erhältst meine ganze professionelle Unterstützung und Feedback.
„6 Schritte, mit denen Du jeden Konflikt leicht und effektiv löst“:
Aber nicht, solange die betreffende Person noch von (der / ein er) NEUROSE behaftet, von ungeheilter Traumatisierung, belastet / beeinträchtigt ist – und das kann auch völlig unbewußt sein. Bei den allermeisten Menschen der zivilisierten Gesellschaft IST das so – das ist die gesellschaftliche „Normalität“; und darin liegen die Ursachen (eigentlich DIE Ursache) für die vielen Probleme.
Ein solcher mehrheitsnormaler zivilisierter – neurotischer, (selbst-)entfremdeter, (von seinem wahren Selbst) „abgetrennter“ – Mensch braucht EINEN wesentlichen Schritt: Die GRUNDLEGENDE HEILUNG. „Neurose ist heilbar!“ sagt auch Hans Jürgen Eysenck. Leider aber verdrängt unsere Gesellschaft die Wahrheit / Erkenntnis dieser Beeinträchtigung bzw. verharmlost die Tiefe / Schwere / Tragweite der Beeinträchtigung. Selbst die befaßten Wissenschaftler können allermeist diese Tragweite nicht erkennen.
Ich kenne das Konzept der gewaltfreien Kommunikation und habe auch an einer Veranstaltung mit M. Rosenberg teilgenommen, aber er geht von falschen Voraussetzungen aus.
SICHER: Man kann durch Trainieren Symptomäußerungen der Neurose unterdrücken, sich selbst in dieser Hinsicht kontrollieren / steuern, aber das HEILT die Neurose nicht, sondern führt nur dazu, daß DIE Krankheit, die „Kollektive Zivilisations-Neurose“ (KZN), wie ich sie nenne, sich ANDERE Möglichkeiten der Symptom-Äußerung sucht. Ein im Grunde gut bekanntes Phänomen, auch „Symptomverschiebung“ genannt. Und je länger man die Symptome nicht wahrnimmt und die ursächliche Krankheit heilt, desto intensiver werden die Symptome, die sich in der ganzen Bandbreite der sogenannten „KrankheitEN“ erweisen. Daß ALLE Krankheiten psychosomatisch seien, sagte auch Aaron Antonovsky, Medizin-Soziologe und Begründer der „Salutogenese“. Die(se) „Psychosomatik“ hat ihre Ursache nicht im grobstofflichen Gehirn, wie die meisten Psychiater denken (und entsprechend behandeln), sondern in der – feinstofflichen – SEELE, von der „die Psychiatrie“ wiederum sagt, daß sie „der Kirche gehöre“. An diesem alten Schisma krankt die Psychiatrie und ganze wissenschaftliche Medizin, ebenso wie an der KZN.
Hallo und herzlichen Dank für Deinen Beitrag, heureka 47,
ich glaube zu verstehen, was Du meinst.
Wenn es um tiefe Traumata geht, dann brauchen diese möglicherweise zuerst eine andere Zuwendung als die Methode, die ich hier vorschlage. Ich bin selbst in der Trauma-Ausbildung bei Prof. Peter Levine (Somatic Experiencing) und finde es bereichernd für meine Arbeit mit Menschen.
Meine Erfahrung zeigt allerdings, dass es gar nicht so dramatisch sein muss mit der Heilung der vielen kleinen und großen Traumata der Menschen und ist einfacher zu lösen und loszulassen, als man vorerst anzunehmen mag.
Ich konnte sowohl bei mir selbst als auch bei anderen immer wieder beobachten, wie innernhalb von Minuten eine tiefe Heilung während des beschriebenen Prozesses der 6 Schritte möglich war. Manchmal auch ohne jegliche Methoden, wenn der Betroffene sich wirklich verstanden, gesehen und gehört fühlt. Da darf auch eine Heilung und Lösung der erstarrten Gefühle bzw. Traumata geschehen.
Das gute an der Gewaltfreien Kommunikation ist, dass es kein Training zur Kontrolle, Steuerung oder Unterdrückung der Symptomäußerungen ist, sondern eine von vielen Methoden, die tief und nachhaltig lösend wirken.
Herzlich
Valentina
Zugegeben, das Kommentar von heureka47 hat mich rasend gemacht. Als ich schon fast in die Tasten gehauen habe, um mich öffentlich auszutoben, habe ich eine andere Idee, nämlich Valentina’s 6 Schritte zu üben und darüber zu berichten. Letztendlich bin ich aus diesem Grund auf die Webseite gekommen.
Schritt 1: Schimpfen, Hände über dem Kopf schlagen, Gift und Galle spucken. Ja, das hat gut geklappt. Dampf abgelassen.
Schritt 2: Jetzt wird’s lustig! Ich sehe zwei Menschen, die sich noch nie begegnet sind. Sie treffen zufällig im Laden von einem Dritten aufeinander, den (die) beide auch nicht persönlich kennen. Jetzt fällt eine Bemerkung, die weder Kraftausdrücke beinhaltet, noch jemanden persönlich angreift, noch allgemein zu Gewalt anstachelt. Der Zuhörer schäumt auf. Ehrlich, das ist banal und alt wie diese Welt.
Schritt 3: Was genau hat das Kommentar von heureka47 bei mir hinterlassen? Hmm. Eine Empörung, eine Gereiztheit -ja. Und genauer? OK, ich bin allergisch auf Propaganda aller Art, insbesondere wenn sie religiös oder esoterisch angehaucht ist. Ich empfinde sie als eine Ungerechtigkeit und eine Gefahr. Genauer kann ich es nicht beschreiben.
Schritt 4: Bedürfnisse. Keine liegen auf der Oberfläche. (Um heureka47 zu zitieren, die Symptome sind noch nicht intensiv genug). Vielleicht ist mein grundlegendes Bedürfnis, dass Menschen sich vernünftig verhalten. Das heißt, sie sollen überprüfbare Fakten mit einer nachvollziehbaren Logik veredeln und danach handeln. Und ja, manchmal habe ich das Bedürfnis, für andere einzutreten. Harmonie, vereinbart mit dem Gemeinschaftssinn. Wenn ich es so beim Namen nenne… Möglicherweise hatte heureka47 dieselben Bedürfnisse, nur… (kurzer Ausflug zum Schritt 1 und zurück). Komisch.
Schritt 5: Nun bin ich nicht mehr so aufgezogen, wie noch vor 10 Minuten. Ein paar angenehme Erinnerungen tun gut, aber ich kann mich nicht darin baden. Entweder habe ich sie nicht mit allen Sinnen erlebt und behalten, oder die „Zivilisationsneurose“ ruft mich zurück. Mein Gemüt ist im Moment wie ein Luftballon, der auf dem Boden liegt: eine Ruhe, die schnell gestört werden kann.
Schritt 6: Worum kann ich eine Person spontan bitten, die ich nicht kenne? Vielleicht so: Sehr geehrte(r) heureka47, Sie haben Valentina’s Methode mit dem ersten Satz Ihres Beitrags bestätigt, wenn auch bedingt. Wollen Sie hier Ihre Erfahrung schildern, wie die Konfliktlösung für Sie am besten funktioniert? Danke!
@ Wieher:
Vielen Dank für die freimütigen Darstellungen!
„Wollen Sie hier Ihre Erfahrung schildern, wie die Konfliktlösung für Sie am besten funktioniert? Danke!“:
Konfliktlösung funktioniert bestens aus der höheren Bewußtseins-Ebene, aus dem Identitätsverständnis „Ich bin DIE Kraft – die alles (er-)schafft -, die universelle Energie, die Kraft der Liebe, Freude und Heilung; die Kraft des Lebens und Friedens“ (usw.) DAS ist die Identität des wahrhaft Erwachsenen, sein wahres Sein. Ohne wahrhaft erwachsen zu sein kann man das Leben nicht wahrhaft leben. Dann ist und bleibt es eine Quälerei. Nach dem Aufstieg zur höheren Ebene von Bewußtsein / Sein ist es der Himmel auf Erden.
Herzlichen Gruß!
Wow, herzlichen Glückwunsch Wieher, dass Du den Prozess gemacht hast. Es bedeutet für viele eine Überwindung und am Ende ist es sehr wertvoll.
Wenn Du es das erste Mal machst, dann kann das Gefühl entstehen, dass es nicht wirklich wirkt. Daher kann es manchmal sehr nützlich sein, diesen Prozess ein paar Male in einer guten Begleitung zu machen, damit es danach ein Selbstläufer werden darf.
Vielleicht darf ich Dich jetzt in Deinem Prozess, so wie Du ihn geschildert hast, mit ein paar Anregungen unterstützen.
Die Schritte 1 und 2 scheinen Dir wunderbar gelungen zu sein. Gratuliere. Auch die Tatsache, dass Du beim Wahrnehmen der Urteile und Bewertungen in Dir, zurück zu Schritt 1 gekehrt bist, ist super.
Beim Schritt 3 ist Deine aufrichtige Suche nach dem richtigen Namen für Deine Gefühle spürbar. Manchmal hilft es, diese Gefühle einfach im Körper zu suchen, wie z.B. Hitze, Herzklopfen, Spannung, Zittern oder Druck. Somit bleibt man noch mehr bei sich und mischt diese nicht mehr mit Bewertungen über den anderen oder Erklärungen des Warums. Es ist einfach so. Deine Gefühle dürfen sein. Das ist es, was den Schritt 3 ausmacht.
Bei Schritt 4 nehme ich war, dass es für Dich nicht einfach war, Bedürfnisse zu benennen. Vielleicht verspürst Du das Bedürfnis nach gegenseitiger Verständigung, danach andere gut verstehen zu können und auch selbst gesehen, verstanden und gehört zu werden. Es kann letzendlich das Bedürfnis nach Verbindung und echter Begegnung mit anderen sein. Wann war in Deinem Leben dieses Bedürfnis voll und ganz erfüllt? (Und damit wären wir schon beim Schritt 5 😉 )
Wichtig ist beim Schritt 4, dass Du in Deiner Suche versuchst vollkommen unabhängig von der Situation zu sein, denn diese ist austauschbar. Dein Bedürfnis bleibt da, bis Du ihm genug Aufmerksamkeit geschenkt hast. Niemand sonst kann es so gut tun wie Du. Der andere ist nur Auslöser Deiner Gefühle (und daher austauschbar) und keine Ursache. Daher ist es von Vorteil ganz bei Dir zu bleiben.
Wenn die Schritte 3 und 4 (zugegebenermaßen keine einfache Schritte) stimmig abgerundet sind, fühlst Du meinst eine zarte Wandlung in Dir. Ich stelle es immer daran fest, dass etwas sich in mir verändert hat, wenn sich innerlich etwas entspannt und ich tiefer atme. Etwas durfte sich lösen. Die Erkenntnisse, die Du im Prozess gewinnst kann Dir niemand wegnehmen.
Danach ist das Eintauchen in die Schönheit der Bedürfnisse (Schritt 5) einfacher. Dort liegt weiteres Heilungpotential verborgen. Von dort aus bist Du stark, souverän und ruhig. Dort gibt es keine Urteile über andere mehr, weil Du durch das Eintauchen Dir selbst Dein Bedürfnis erfüllt hast. Von dort aus kannst Du mitfühlend Deine Bitte oder Vorschlag äußern.
Ich gratuliere Dir und danke Dir, Wieher! 🙂
Herzlichst
Valentina
Vielen Dank für diese super Konfliktlöseanleitung.
Das könnte nun wirklich funktionieren – ich muss das bei Gelegenheit dringend mal ausprobieren. Und es ist ja nun wirklich alles besser, als früher oder später einen Rechtsanwalt für Arbeitsrecht einzuschalten.