Unverzeihliches verzeihen. Ist das möglich?

Es sind manchmal kleinere Dinge, die uns jahrelang quälen können. Du bereust den einen Fehler, den Du vor Jahren gemacht hast und der zu großen Verlusten geführt hatte. Oder Du bereust einem für Dich wichtigen Menschen etwas Verletzendes gesagt zu haben, was zum Abbruch der Beziehung führte. „Da hätte ich mich zusammenreißen müssen!“, sagst Du Dir selbst bis heute.

Eine traurige Angelegenheit. Es scheint Dich endlos zu belasten. Da ist Wut, Trauer, Reue, Schuld und Selbstvorwürfe da. Sicherlich fragst Du Dich wie lange noch?

Ein Kunde von mir hatsein Unternehmen damals nicht retten können. Es ist lange her und ihm geht es heute gut und doch kommen manchmal starke Gefühle hoch: Warum? Was habe ich übersehen? Ich hätte es irgendwie retten müssen!

Da kann ich lange keine Ruhe geben, weil ich ein Video zum Thema Einsamkeit, das ich in Thailand gedreht habe aus Unwissen von der Kamera zu früh gelöscht habe, bevor es auf dem Computer sauber gespeichert wurde. Ausgerechnet dieses Video ist mir am besten von allen gelungen. Ein Herzensthema zu dem ich aus der Seele heraus und authentisch sprach. Ein halber Arbeitstag ist im Eimer. Fast hätte ich geweint.

Die Schleifen können endlos sein. Und machtvoll.

Werde ich je loslassen können?

Deren Länge und Intensität hängt davon ab, wie lange Du sie schürst. Je länger, desto tiefer gräbt sich das ein. Desto schwieriger wird es, irgendwann doch loszulassen. Schlimmer noch: Irgendwann überzeugst Du Dich selbst davon, dass es für immer bleiben wird, ja sogar muss, weil es Dich damals so tief getroffen hat. Manches heilt doch nie.

Dem ist nicht so.

Wie läuft dieses Schüren eigentlich ab?

Es ist wichtig zunächst zu verstehen, was die schmerzhafte Vergangenheit aufrechterhält. Das ist recht simpel und wissenschaftlich nachvollziehbar: Es ist das wiederholte Denken daran.

Je öfter wir an eine vergangene Situation denken und die Gefühle zu dem unverarbeiteten Thema abrufen, desto mehr neuronale Reaktionsbahnen entstehen im Gehirn. Irgendwann gehört es zum Leben dazu, jeden Tag zu trauern oder zu bereuen.

So kenne ich eine Mutter, die um ihren Sohn nach vielen Jahren immer noch so trauert als wäre er erst letztes Jahr verstorben. Sie lässt die Emotion einfach nicht in Ruhe und heilen.

Es ist eine alte Weisheit, dass die Zeit alle Wunden heilt. Soweit, sogut. Außer wir stellen uns der Zeit und dem Heilungsprozess mit unserem Denken in den Weg. Und dann läuft es andersrum.

Ich selbst war manchmal besonders hartnäckig darin, Dinge die schief gelaufen sind, nochmal durchzukauen. Dabei verletzte ich mich jedes Mal erneut. Denn dem Gehirn war es egal, ob Du die Situation tatsächlich erlebt hast oder nur daran gedacht. Die Emotionen sind dieselben, die Reaktion wird als ein erneutes trauriges Ereignis abgespeichert. Eine wirkungsvolle Kopie wird erzeugt sozusagen. Auf Dauer belastet das Dein Nervensystem und macht es unflexibler, schnell belastbar.

Unverzeihliches verzeihen: Was können wir tun? Wie loslassen? Wie aufhören zu denken?

Klar, es ist nicht einfach auf Abruf Gedanken und Gefühle abzustellen. Es ist da, es ist stark und kommt in Schüben.

Und es darf sein.

Aufhören zu schüren heißt nicht Gefühle unterdrücken.

Vielmehr geht es darum, das Gefühl und die dazu gehörigen Gedanken zuzulassen ohne sich darin zu verlieren oder wie automatisch weiterdenken.

Es ist ein bewusstes Zulassen mit dem gleich darauffolgenden bewussten Loslassen, egal wie sehr Du noch weiter die Story zu Ende denken willst. Es verlangt eine Willensanstrengung und Disziplin aber es lohnt sich sehr.

Mehr ist da nicht zu tun.

So kannst du Unverzeihliches verzeihen lernen

Also, zusammengefasst, sind es zwei Schritte:

  1. Ein Gedanke kommt hoch, Du reagierst darauf und ein Gefühl folgt. Alles geschieht in Sekundenschnelle. Du schaust Dir das Ganze „Theater“ einfach kampflos an. Eventuell sagst Du dem Gedanken bzw. dem Gefühl ihm ein freundliches „Hallo, Du schon wieder“.
  2. Gleich darauf widmest Du Dich weiter komplett und achtsam dem, was Du eh im Begriff warst zu tun (Tee trinken, an der Kasse zahlen, Auto fahren, Dein Kind knuddeln). Es gibt nur diese eine Aufgabe, die Du gerade tust. Hier und Jetzt. Der Gedanke klopft an und will zu Ende gedacht werden. Du sagst eventuell nochmal hallo und lässt den Gedanken mit der dazu gehörigen Emotion einfach in Ruhe. Kommt es wieder (und es kommt wieder), lässt es wieder passieren, wie eine Wolke.

Ok, Hand aufs Herz, Du denkst, jaja Valentina, erzähl nur, das es zu einfach und zu undramatisch um zu wirken. Das habe ich auch gedacht, bis es wirkte.

Es kann sein, dass es eine Weile dauert, bis Du die Wirkung merkst und die vergangene belastende Situation tatsächlich schneller verblasst. Die Technik ist wirkungsvoll und kann in kürzester Zeit Resultate bringen. Auch das ist wissenschaftlich erklärbar z.B. durch den Begriff der retrograden Hemmung, die die Gehirn- und Gedächnisforscher beschäftigt und ein völlig natürliches Phänomen darstellt.

An einem praktischen Beispiel erklärt: wenn Du eine Sache x machst und dann unmittelbar zu einer Aufgabe y wechselst und nach kurzer Zeit zurück zu x kehrst, weißt Du oft nicht mehr auf Anhieb, worum es bei x genau ging. Du brauchst Zeit um zu rekapitulieren.

Eine typische Situation, wenn Du zum Beispiel mehrere Mails gleichzeitig schreibst.

Ein anderer Punkt. Je mehr Du Dich von einer Sache, der sich Dein Geist zuwendet, wieder schnell abwendest, desto mehr wird sie als „unwichtig“ vom Geiste einsortiert. Desto seltener kommt es wieder. Bis es verschwindet. Komplett. Für immer. Es ist irgendwann nur neutrales Gefühl da, wenn Du an die eine schlimme Situation denkst. Oder es ist nur die Liebe da. Die Liebe zu dem, was ist.

Technik aus dem Buddhismus

Die Technik stammte nicht vom mir, sondern kommt aus dem Buddhismus. Meine erste Berührung mit dieser Technik geschah vor ca. 7 Jahren als ich mich zu meinem ersten Vipassana-Retreat begab.

Es ist eine Meditation, die jedem zugänglich ist (auch Menschen wie mich, die anfangs panisch dachten, dass sie nicht meditieren können und es nicht überleben).

Es waren zunächst 15 spannende Tage im stillem Anwenden dieser Technik (der Grundkurs dauert nun einmal solange, danach wird es etwas kürzer). Wahrlich, es verlangt Ausdauer und Geduld.

Das Ergebnis war für mich so stark, dass ich seitdem mir immer wieder solchen wertvollen Rückzug gönne.

Es hat meinen Geist stärker gemacht und wenn einer im Alltag dranbleibt, erschlaffen die Geistesmuskeln nie und Du wirst immer mit Bravour schwierige Situationen bestehen und Verluste verarbeiten (an der Disziplin bei Umsetzung im Alltag arbeite ich noch 😉

Nach diesen 15 ersten Tagen Vipassana habe ich eine so tiefe Läuterung und ein so endgültiges Loslassen bestimmter mich seit Jahren belastender Reaktionen auf Vergangenes erlebt und so viel verziehen, dass ich seitdem wusste: Es ist möglich. Auch du kannst Unverzeihbares verzeihen.

PS: Wenn Du Dir eine persönliche professionelle Begleitung durch mich wünschst, bis Du willkommen hier Dein Erstgespräch mit mir zu vereinbaren. Meine Erstgespräche sind dafür bekannt, dass sie von der ersten Minute an sehr intensiv ablaufen und Dir bereits in kurzer Zeit mehr Klarheit, innere Aufgeräumtheit und neue Ausrichtung bringen. Du erhältst meine ganze  professionelle Unterstützung und Feedback.