Kennst Du das? Ein Vorstellungsgespräch, verkrampfte Situation, bohrende Fragen? Ein leiser Kampf ums Überleben. Zusätzlich musst Du Dich verstellen, um einigermaßen Dein Gesicht zu wahren?

Das muss so nicht sein…

Wenn Du die innere Haltung veränderst, trägt das dazu bei, dass Du weniger Angst hast, nicht zu gefallen, bestimmte Fragen werden Dir womöglich gar nicht erst gestellt oder Du reagierst viel gelassener darauf. Gerne erkläre ich Dir, wie Dir das gelingen kann.

Authentisches Bewerben: Meine Beweggründe

Aber zunächst einmal ein wenig zu meinen Beweggründen, wie es mir ergangen ist und wie ich erkannt habe, dass authentisches Bewerben einfach die bessere Variante ist.

Ich war nie eine Personalberaterin und habe es nie geplant mich darauf zu spezialisieren, Führungskräfte dabei zu begleiten ihren Bewerbungsprozess authentisch und auf Augenhöhe zu gestalten.
Ich biete dies an, weil es mir eine Herzensangelegenheit ist. Es brennt mit unter den Nägeln, wenn ich beobachte, welche innere Haltung manche begabte Bewerber haben und wie asymmetrisch – ja unfair – manche Vorstellungsgespräche ablaufen.

Wie ein solches Gespräch verläuft, hängt auch von mir ab. Ich habe mich als Bewerberin im Vorstellungsgespräch früher oft nicht getraut, authentisch zu sein und meine klugen Fragen zu stellen.

Sogar dann, wenn ich im Bewerbungsgespräch von Anfang an spürte, dass ich eigentlich hier nicht arbeiten möchte, machte ich weiter so als ob. Und… bekam schließlich den Vertrag. Immer wieder. Was war mein nächster Schritt? Ich unterzeichnete fröhlich den Vertrag und fing an zu arbeiten. Warum denn, fragst Du Dich vielleicht, wenn es mir nicht gefiel? Der Drang, ja die Pflicht zu gefallen waren erfüllt! Ich habe gewonnen! Und die innere Stimme, die sich dagegen sträubte, überhörte ich willentlich  nach dem Motto „es wird schon! Es ist so eine tolle Firma und das Gehalt ist super!“. Ich habe mich verstellt, war unecht, habe meine Bedürfnisse verraten, aber ich hatte den gewünschten Vertrag!

Insgeheim suchte ich heimlich weiter nach etwas Besserem.

Bevor ich mich entschieden habe, selbstständig zu werden, habe ich mich im Vollzeitmodus beworben.  Nach meinem ersten gut bezahlten aber unbefriedigenden Job, gab es insgesamt ca. 40 Vorstellungsgespräche, in denen ich meine Bewerbungsstrategie mehrmals geändert, und mit dem bewährten Bewerbungs-Usus abgeschlossen habe.

Bevor ich meine innere Haltung verändert habe, habe ich mich stets ein wenig hier oder da verstellt, um zu gefallen. Es war anstrengend und am Ende ausnahmslos enttäuschend.

Ich habe mich von mir selbst so weit entfernt, dass ich auch nur solche Arbeitsstellen bekommen habe: Weit weg von meinem inneren Selbst entfernt.

Zwar waren meine Kompetenzen absolut gegeben, aber meine innere Haltung war damals deutlich unter der des Arbeitgebers und entsprach nicht meinem Wert. Ich versuchte selbstbewusst zu wirken und antwortete perfekt auf die komischsten Fragen – ich reagierte gut gedrillt.

Weil ich mich von vorne herein von Äußerlichkeiten und meinem Wunsch zu gefallen konzentrierte, fiel ich aus allen Wolken als nach und nach mit den eigentlichen Erwartungen des Arbeitgebers konfrontiert wurde. Selbstanklagen kamen schnell hoch: „Warum habe ich dies und das nicht vorher geklärt? Warum habe ich mich bloß in der Euphorie des Vorstellungsgesprächs nicht durchgesetzt und das eine oder andere Bedürfnis mitgeteilt? Wie kommt es jetzt, dass sie unzufrieden mit mir sind? Und ich bin erst recht unzufrieden!“

Was war passiert? Ich habe sowohl meine als auch die Erwartungen des Arbeitgebers nicht tief genug ergründet. Ich habe mich nicht genug für mich eingesetzt.  Für meinen aufrichtigen Wunsch, dass dieser Job ein stabiles langfristiges Verhältnis wird, habe ich zu wenig im Vorfeld getan. Und manchmal, hätte ich mich auf dieses Verhältnis mich gar nicht erst einlassen dürfen.

Wie stark wir uns doch selbst als Bewerber unterschätzen und oft dem Arbeitgeber alle Karten in die Hand geben! Und wie oft wird dies ausgenutzt! Es ist halt so, sagen Sie? Und soll es weiter als Tradition aufrechterhalten werden, dass über ca. 48 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland mit Ihrem Job eigentlich unglücklich sind und wechseln – wie der Spiegel in seiner Umfrage am 7. Mai 2013 feststellte?

Ich hoffe, ich darf meinen Beitrag dazu leisten, dass so manche Mütter und Väter ihren Kindern zeigen können, dass man gerne montags aufsteht und zur Arbeit geht!

Nach unzähligen Vorstellungsgesprächen und mehreren Verträgen zur Auswahl in der Tasche, einer Kündigung und einem freiwilligen Abgang, wusste ich, ich muss anders handeln. Ich fragte mich selbst ganz aufrichtig Folgendes: „Was erwartest Du eigentlich inhaltlich vom Job und was wünschst Du Dir innig? Und weißt Du denn auch wirklich, was der andere von Dir erwartet und innig wünscht?“

Im Vorstellungsgespräch die richtigen Fragen stellen

In den nächsten Vorstellungsgesprächen drehte ich bestimmt und diplomatisch den Spieß um. Ich fing zunächst vorsichtig an, ich zu bleiben (das musste ich wieder lernen!). Ich stellte Fragen, die mir gestellt wurden, und achtete darauf, dass die Gesprächszeit 50/50 war. Ich teilte meine Zweifel mit, stellte erkundende Fragen, war aufrichtig interessiert, wie es tagein tagaus in der Abteilung abläuft. Und was hat sich dadurch im Gespräch verändert? Alles! Meine innere Haltung war es, die das traditionelle Machtverhältnis kippte. Die Gespräche und deren Atmosphäre wurden wesentlich entspannter. Weil ich mich öffnete, öffnete sich der andere auch. Und die potenziellen Arbeitgeber waren sogar dankbar dafür, dass ich im Vorstellungsgespräch Fragen stellte!

Und ja, so manchem  Arbeitgeber gingen meine diplomatisch gestellten, erkundenden Fragen gegen den Strich, weil sie das traditionelle hierarchische Gefälle vermissten. So wurde auf meine Bitte hin, mit einem zukünftigen Kollegen auf eine Tasse Kaffee gehen zu dürfen, verschnupft reagiert. Warum? Gibt es etwas zu verheimlichen? Will ich mit einem solchen Arbeitgeber meine wertvolle Lebenszeit (immerhin als angehende Führungskraft minimum 50-60 Stunden pro Woche) verbringen?  Gut, dass ich das so früh herausgefunden habe und sofort gehen kann, statt in ein, zwei Jahren!

Nach dem ich meine Taktik und Haltung geändert habe, ich selbst blieb und im Vorstellungsgespräch Fragen mit viel Taktgefühl stellte, stieg mein Wert in den Augen der Arbeitgeber drastisch an. Ich merkte plötzlich, wie diese sich um mich bemühten!

Auf meine Fragen, wo es wohl in deren Abteilung Verbesserungsmöglichkeiten gäbe, dachten sie nach, fingen an sich ein klein wenig zu rechtfertigten und erzählten mir ganz lange von den Vorteilen in ihrer Firma zu arbeiten und von den tollen Perspektiven, die mich erwarteten. Als ich fragte, warum sie selbst dort arbeiten, folgten ähnliche Reaktionen.

Als ich dann wissen wollte, was sich in sechs Monaten nach meiner Einstellung in der Abteilung idealerweise verändern soll, waren sie oft stumm. Und nach einem Jahr? 😉

Vorstellungsgespräche können auch Spaß machen! 🙂

Die Bewerbungszeit kann eine sehr schöne Zeit sein, die Dich vielleicht aus der Komfortzone lockt, aber die unglaublich viel zu Deinem persönlichen Wachstum beiträgt!  Und ja, Vorstellungsgespräche können richtig Spaß machen! Diesen Spaß wünsche ich Dir auch! 🙂

Wenn Du Dir Deine Größe erlaubst, erlaubt Deine Gegenwart auch anderen Menschen in ihre Größe zu kommen! Sei mutig und stelle im Vorstellungsgespräch Fragen, die diese Größe zeigen und die Dir gleichzeitig bei der Entscheidung helfen, ob Du im Unternehmen arbeiten möchtest oder nicht.

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